Schüller Wein.Hand.Werk

Pokern bis zum Gipfeln

Wenn man sich als Winzer derzeit etwas wünschen dürfte, dann wäre es noch etwas Regen. In den vergangenen Tagen waren am Himmel über Ernst zwar einige Male Regenwolken zu sehen, es fielen aber nur ein paar Tropfen.

In unserem neu angelegten Riesling-Weinberg haben wir derweil die Triebe erstmalig an den Pflanzstäben festgebunden. Dabei wird in guter alter Tradition und der Natur zu Liebe mit Naturbast gearbeitet.

In den älteren Weibergen sind inzwischen die meisten Triebe weit über den obersten Draht des Spaliers gewachsen und akurat eingeheftet. Man könnte jetzt einfach die Triebspitzen abschneiden (sog. Gipfeln), bevor sie vom Wind abbrechen und dann einfach drei Wochen nichtstuend abwarten. Das wäre aber zu einfach! Stattdessen pokern wir lieber im Sinne der späteren Traubenqualität. Sind die Triebe penibel im Drahtrahmen eingeheftet, dann kann man das Gipfeln durchaus zwei Wochen hinauszögern.

Und wozu das Pokerspiel? Ganz einfach: Die Bedingungen für eine zügige Beerenentwicklung sind derzeit nahezu ideal. Die Entwicklung lässt sich beinahe mit bloßem Auge beobachten. Wir wollen aber die Verdickung der Beeren verzögern. Solange die Triebspitzen vorhanden sind, verwenden die Reben die meiste Energie für das Triebwachstum. Sobald die Spitzen entfernt werden, fließt die Energie primär in die Trauben. Um möglichst kleine und geschmacksintensive Beeren zu erhalten, schneiden wir die Triebspitzen erst möglichst spät ab.

Gewitterwolken
Riesling erstes Standjahr
Riesling Spaliererziehung