Schüller Wein.Hand.Werk
  • Es bleibt alles anders

    Auch 2018 wird sich wohl nicht in die Reihe der einfachen Jahrgänge einreihen. Während die Presse bereits seit Monaten vom Jahrtausendjahrgang berichtet, ist das in der Praxis nicht ganz so einfach. Alle Vergleiche mit den Vorjahren sind müßig, denn jedes Jahr ist anders. Abgerechnet wird erst ganz am Ende. Das Ergebnis richtet sich immer nach dem Faktor, der in geringster Menge vorhanden ist. In diesem Jahr ist dies definitiv das Wasser.

    Die Weinberge präsentieren sich ziemlich heterogen. Es gibt immer noch zahlreiche optimal versorgte Flächen mit traumhaften Trauben. Viele Weinberge dürsten aber nach Wasser und entwickeln sich wegen der extremen Trockenheit nur langsam weiter. Die Mehrzahl der Weinberge befinden sich an der Grenze des Positiven und haben gerade noch genug Wasser. Leider gibt es aber auch Rebflächen in der Region, bei denen das Optimum bereits längst überschritten ist. Kein Wunder, denn seit 11. Juni hatten wir keinen nennenswerten Niederschlag mehr.

    An einzelnen, jungen Rebstöcken haben wir bereits vor Wochen die Trauben entfernt, um die Pflanzen zu entlasten. Insgesamt belasten wir all unsere Weinberge seit Jahren nicht mit hohen Erträgen. Das erweist sich auch dieses Jahr als Vorteil. Sämtliche Maßnahmen, die im Weinberg zur Optimierung der Qualität möglich sind, haben wir ergriffen. Jetzt entscheidet alleine das Wetter. Ein ergiebiger Landregen ist mehr als überfällig. Danach stehen zur Ausprägung der Aromatik sonnenreiche, nicht zu heiße Tage und kühle Nächte auf dem Wunschzettel. Selten war die Spannung vor der Ernte so groß. In zwei bis drei Wochen wissen wir mehr.

  • Farbe im Spiel

    Der Jahrgang 2018 ist weiterhin auf Rekordkurs. Bei Temperaturen bis zu 37°C heizt der Sommer den Reben so richtig ein. An den letzten größeren Regen können wir uns fast nicht mehr erinnern. Noch immer sehen aber viele (vor allem ältere) Weinberge prächtig aus.

    Die ersten Beeren in unserem Dornfelder-Weinberg verfärben sich bereits. Das Umfärben der Beeren von grün in blau nennt man auch Véraison. Das bedeutet, die Reife hat begonnen. Die entscheidenste Phase im Jahresverlauf steht also unmittelbar bevor. Warten wir mal ab, was der Wettergott in den nächsten Wochen bereit hält. Ein weiteres Anhalten der extremen Trockenheit wäre jedenfalls genauso wenig unser Wunsch wie ein verregneter Spätsommer.

  • Locker im Zeitraffer

    Die Fruchtansätze der Reben haben sich inzwischen fast wie im Zeitraffer zu voll ausgewachsenen Trauben entwickelt. Nahezu alle Trauben sind von lockerbeeriger Struktur und entsprechen daher unserem Idealbild.
    Die klassischen Laubarbeiten sind weitgehend abgeschlossen und der Reifebeginn der Beeren steht unmittelbar bevor. Ungewohnt früh sind wir derweil bereits mit dem Feintuning der Weinberge beschäftigt. Dazu gehört das nochmalige Entfernen einzelner Blätter im Bereich der Trauben und das penible Begutachten aller Trauben. Dabei achten wir besonders darauf, dass die Trauben sich gegenseitig nicht berühren und jeweils frei in der Laubwand hängen. Schnickschnack könnte man meinen. Aber diese aufwendigen, händischen „Luxusarbeiten“ haben sich in den vergangenen Jahren als äußerst qualitätsfördernd erwiesen.

    Die sehr weit fortgeschrittene Vegetation lässt eine ganz frühe Ernte erwarten. Ein Wehmutstropfen ist allerdings die enorme Trockenheit. Die seit Wochen rekordverdächtig heiße Witterung hat die Böden stark austrocknen lassen. Auf manchen Standorten wird das nun langsam, aber sicher zum Problem. Drücken Sie uns die Daumen, dass sich alles ideal weiterentwickelt und dass unsere Reben vor Unwettern verschont bleiben.

  • Gipfeln kurz vor knapp

    Die meisten Triebe sind inzwischen ca. einen Meter über den Drahtrahmen hinaus gewachsen. Nach wie vor ist das Längenwachstum der Reben dieses Jahr außergewöhnlich stark.

    Kurz bevor sich die Triebe wegen ihres Eigengewichts zu stark zur Seite neigen oder vom Wind abbrechen, muss das sog. Gipfeln erfolgen. Mittels Laubschneider werden die Triebe etwa 30 cm oberhalb des Drahtrahmens maschinell eingekürzt. Die schnell rotierenden Messer des tunnelförmigen Geräts schneiden alle Triebe ab, die sich ihnen in den Weg stellen.

    Auch in diesem Jahr haben wir mit dem Gipfeln so lange wie möglich gewartet. Warum warten wir damit bis kurz vor knapp?
    Seit dem Austrieb im Frühjahr ist die Hauptaufgabe der Rebe das Längenwachstum der Triebe. Somit stellt der Rebstock seine Nährstoffe überwiegend dafür zur Verfügung. Beim Gipfeln werden die Triebspitzen entfernt. Da ab dato weniger Nährstoffe für das Triebwachstum benötigt werden, fließen die Nährstoffe nun primär in die Trauben. Wer also große Beeren und viel Ertrag möchte, muss früh gipfeln. Wir wollen aber aus Qualitätsgründen möglichst kleine Beeren und deshalb gipfeln wir erst so spät wie möglich.

  • Unaufhaltsam

    Genauso unaufhaltsam wie die Regenfälle der letzten Tage wachsen die Reben derzeit. Mehr als ausreichende Wasservorräte im Boden und hohe Temperaturen lassen die Weinreben ungebremst wachsen. Die Rebblüte ging rasant binnen wenigen Tagen über die Bühne. Und zwar so früh wie noch nie. Noch ein paar Tage früher als der bisherige Spitzenreiter 2007.
    Auch die Größe der Trauben scheint uns rekordverdächtig. Der Grund liegt auch hier sicherlich in der optimalen Versorgung seit Beginn der Vegetation.

    Neben der Weinlese ist die jetzige Phase sicherlich die arbeitsintensivste im Jahresverlauf. Parallel zum Aufheften der Triebe haben wir unmittelbar nach der Blüte alle Rebstöcke im Bereich der Trauben entblättert. Eine extrem aufwändige Handarbeit, die sich aber garantiert auszahlt. Denn in diesem Jahr ist die Entblätterung besonders wichtig, damit die Beeren nicht zu groß werden. Ebenso wichtig ist dies zum Schutz vor Pilzkrankheiten, da die Trauben nach Niederschlägen wieder schneller abtrocknen.

    Auch wenn in den nächsten Monaten noch viel passieren kann, stehen derweil die Vorzeichen auf einen frühen Lesebeginn und eine reichliche Erntemenge.